Für Fischer ist das Waldviertel ein wahres Paradies. Dafür sorgt vor allem auch die landschaftliche Schönheit der vielen Flüsse, Teiche und Seen. Aber was sollte man als Anfänger dabei beachten – wir haben uns umgehört.

Der Tag beginnt für Fischer traditionell früh. Wer im Sommer um sechs Uhr nicht mit dem Boot ablegt, hat das Schönste schon verpasst. Der Sonnenaufgang am Stausee Ottenstein gehört zu den Top-Erlebnissen für Gäste im Waldviertel – nicht nur für Fischer.

In Begleitung von Josef Rossmann starten wir in diesen sonnigen Tag. Er ist als Aufseher beim Gut Ottenstein tätig, das neben dem Guts- und Forstbetrieb Niedernondorf eines der fischreichsten Gewässer Österreichs bewirtschaftet. Dass er seit mehr als 30 Jahren selbst passionierter Fischer ist und für uns einige Tipps hat, versteht sich von selbst, immerhin ist er tageweise auch als „Guide“ mit Anfängern am See unterwegs. Bis etwa zehn Uhr am Vormittag sind die Fischer in der Überzahl, danach übernehmen die Boots- und Badegäste. „Es gibt genug Wasserfläche und somit auch viele Plätzchen, wo man in Ruhe seine zwei Ruten auswerfen kann“, erklärt uns Josef. Konflikte sind also eher selten. Dennoch empfiehlt es sich, auf den Waldviertler Stauseen vom Boot aus zu fischen, um möglichst flexibel zu bleiben. Das ist meist auch für Anfänger kein Problem.

Anders wird es schon bei der „Beute“. Denn die besonders begehrten Fische wie Hecht, Zander oder Wels, sollte man zu Beginn eher den Profis überlassen. „Heute gehen wir auf Karpfen“, meint unser Guide und streut Maiskörner ins Wasser. Nach einigen Minuten sehen wir die ersten kleinen Wellen im ruhigen Gewässer, doch unser Haken bleibt unberührt. Lediglich der Schwimmer macht leichte Bewegungen und wir beginnen dennoch leicht aufgeregt mit dem Aufspulen der Schnur. Natürlich war es kein Biss beim ersten Mal und Josef erklärt dies als typischen Anfängerfehler. Überhaupt braucht es viel Geduld beim Fischen. Aber genau das macht das Hobby aus. Man verbringt Zeit mit sich selbst in der ruhigen Natur und kann so über mehrere Stunden hinweg wirklich abschalten.

Zu Mittag machen wir eine kurze Pause und stärken uns auf der neuen Seeterrasse bei der Bootsvermietung Ottenstein. Dort wurde im Frühjahr erst gewaltig umgebaut und man kann bei atemberaubendem Blick auf die Ruine Lichtenfels ebenso köstliche heimische Spezialitäten genießen.

Am späten Nachmittag, wenn die Badegäste zunehmends den Heimweg antreten, sind wieder die Fischer in der Überzahl und auch für uns läuft es beim nächsten Plätzchen besser. Es sind wieder die Karpfen, die es uns angetan haben. Aber dieses Mal schaffen wir es, den Fisch ins Boot zu holen.

Allerdings ist er etwas zu klein mit seinen 28cm. Wir lassen ihn wieder los und versuchen unser Glück aufs Neue.

„Neben den Schonzeiten, ist es auch wichtig, dass wir die sogenannten ‚Brittelmaße‘ und die maximalen Fangmengen kontrollieren“, erklärt Josef. Es ist also genau festgelegt, welche Sorten – je nach Zeitraum und Größe in welcher Menge – man mit nach Hause nehmen darf. Das heißt aber auf der anderen Seite nicht, dass jeder „legale Fang“ auch getötet wird: „Wenn ein robuster Karpfen den Haken in seiner harten Lippe hat, so spürt er das fast gar nicht. Er kann problemlos zurück ins Wasser geworfen werden.“

An diesem Tag gehört das aber nicht zu unseren Sorgen. Vielmehr ärgern wir uns, dass es bei einem Fang bleibt. Es dauert nicht mehr lange und wir werden wieder von der Sonne eingeholt, denn das Ticket der Tagesfischer verliert mit Sonnenuntergang seine Gültigkeit. Für das Fischen in der Nacht braucht man eine eigene Erlaubnis. Und auch wenn wir heute keinen Fisch zum Essen mitnehmen können, so ist der Sonnenuntergang dennoch ein schöner Tagesausklang.

Uns bleibt nur die Erzählung von Josef, über den größten Fisch, den er jemals im Stausee gesehen hat: Ein Wels mit der stolzen Größe von 228cm – „aber der ist zum Verzehr auch nicht geeignet, immerhin verspeist man auch keine 30 Jahre alte Kuh“, witzelt unser Guide zum Abschluss.

Bis 30. November haben wir noch Zeit, um einen neuen Versuch zu starten, dann endet die Saison im Waldviertel.

Josef Rossmann hat uns begleitet.