Egal ob Niki Lauda, Michael Schuhmacher, Steffi Graf oder Falco: Sie alle waren in Willi Dungls Biozentrum in Gars am Kamp, um körperliche Fitness zu erreichen. Wir haben mit Prof. Andrea Zauner-Dungl darüber gesprochen.

Frau Professor Zauner-Dungl, Sie haben Ihrem Vater folgend während Ihres Studiums auch die Betreuung von Formel-1-Fahrern übernommen. Wie ist Ihr Vater ursprünglich dazu gekommen?
Nach einem Traktorunfall von Niki Lauda hat Heinz Prüller meinen Vater angerufen und ihn gefragt, ob er sich nicht um Niki kümmern könne. Mein Vater war nicht besonders begeistert, weil er dachte, um ihn kümmern sich ohnehin schon so viele. Sie haben sich dann getroffen und mein Vater hat Niki gesagt, dass er vor einer Begutachtung durch den Unfallchirurgen Prof. Poigenfürst, nichts für ihn machen könne. Lauda hat dies gemacht und der Verdacht meines Vaters hatte sich bestätigt – die Rippen waren nicht nur gebrochen, es waren auch die Rippengelenke beteiligt. In weiterer Folge ist zwischen beiden ein gutes Vertrauensverhältnis entstanden. Ganz wichtig war dies nach Laudas schwerem Unfall 1976 auf dem Nürburgring. Aus schulmedizinischer Sicht waren die Möglichkeiten sehr begrenzt. Das naturheilkundliche Wissen, die Motivation Nikis, die Kenntnis um rehabilitative Möglichkeiten sowie Potentiale richtiger Ernährung und entsprechendem Kraft- und Konditionsaufbaus waren die Basis der raschen Rückkehr.

Welche anderen Fahrer wollten dann diese neuen Methoden „ausprobieren“?
Die Liste der betreuten Fahrer ist lange – Clay Regazoni, Alain Prost, Michael Schuhmacher, Airton Senna um nur einige zu nennen.

Das heißt Ihr Vater – und später auch Sie – waren auch an den Rennwochenenden immer vor Ort, somit weltweit unterwegs?
Mein Vater war auch sehr oft bei den verschiedenen Trainings dabei. Teilweise kamen die Fahrer auch nach Wien in die Mölkerbastei, das primäre Familienzentrum. Während meiner Tätigkeit reduzierte sich meine Präsenz auf die Rennen, da ich mein Studium nicht vernachlässigen wollte.

Ist aus sportwissenschaftlicher Sicht ein Vergleich zwischen Motorsportlern und beispielsweise Marathonläufern aufstellbar?
Die Grundlagenausdauer eines Marathonläufers ist die Basis jeden Erfolges. In der Formel 1 sind neben einer guten Basisausdauer die Verknüpfung mit der kurzfristigen Abfolge der Rennen sowie den teilweise beträchtlichen Zeitzonenwechseln in kurzer Zeit eine eigene Herausforderung.

Welcher Formel-1-Fahrer machte für Sie den sportlichsten Eindruck?
Eindeutig Airton Senna und Michael Schuhmacher – sie haben schon lange vor ihren großen Erfolgen auch körperlich konsequent auf ihr Ziel hingearbeitet. Motorsportler trainieren neben der Ausdauer auch Kraft, dabei insbesondere den Schultergürtel, aber natürlich auch Konzentration und regenerative Elemente.

Glauben Sie, dass bei gleichen technischen Bedingungen, auch Frauen dieselben Zeiten wie Männer in der Formel 1 fahren könnten?
Das ist eine gute Frage.  Ich würde da gerne auf unsere Schispringerinnen verweisen. Ihre Weiten und Erfolge waren vor dreißig Jahren nicht vorstellbar. Heute sind sie souverän. Daher wer weiß, was in dreißig Jahren ist.

Ihre Familie hat im Waldviertel enorme Investitionen getätigt. Warum hat sich Ihr Vater damals für Gars entschieden?
Zu Beginn der 1970er-Jahre ist die Österreichische Fremdenverkehrswerbung an meinen Vater herangetreten. Sie haben ihm gesagt, dass die heimischen Kurorte aussterben. Er hatte die Idee des Biotrainingshauses, doch die Zeit dafür war damals noch zu früh, denn die Menschen haben die Bedeutung des vernetzten Denkens nicht verstanden. Er wollte einen Ort auswählen, wo es eine saubere Luft gibt, Anbindung an die Großstadt und wo die Menschen hinter dieser Idee stehen –  daher entschied er sich aus mehr als 30 Orten für Gars.

Können Sie noch weitere Namen von „Stars in Gars“ nennen? Haben Sie abschließend vielleicht noch eine interessante Anekdote dazu?
Beispielsweise war bei uns auch Thomas Muster nach seiner schweren Verletzung oder Steffi Graf, genauso wie Falco. Grundsätzlich hatten wir immer ein sehr persönliches Verhältnis zu den Prominenten, sie wurden wie „ganz normale Menschen“ behandelt. Mein Vater hat sie abgeschirmt, und wenn beispielsweise Paparazzi kamen, dann war er fuchsteufelswild. Ich bin einmal ins Untersuchungszimmer gekommen, da hat ihm Falco das Lied „Jeanny“ vorgespielt. Falco hat sich wie ein kleines Kind gefreut, weil dem Vater das gefallen hat.