„Ich bin wieder einmal mit meiner Periode gelaufen, schon die letzten zwei Tage waren zäh“, erklärt Österreichs Top-Läuferin Julia Mayer im Ziel beim Vienna City Marathon 2024. Bestimmt haben auch schon viele Hobbysportlerinnen ähnliche Erfahrungen gemacht. Im folgenden Gastbeitrag gibt Dr. Astrid Mathy von Leistungssport Austria Einblick in ihre Publikation zum Thema „Weiblicher Zyklus und Einflüsse auf max. und submax. Ausdauerparameter“

Vergangenes Jahr hat ein Übersetzungsfehler große mediale Wellen geschlagen. Bei einem Interview mit Mikaela Shiffrin wurde ihre Aussage zum weiblichen Zyklus mit „monatlichem Radfahren“ übersetzt. Nicht nur in der Schiwelt, auch im Tennis, Fußball und vielen weiteren Sportarten wurde der Menstruationszyklus in den letzten Jahren immer wieder thematisiert. Auch einige Kleidungsvorschriften bezüglich weißer Unterwäsche und Sporthosen wurden gelockert, um es den Athletinnen zu ermöglichen, sich auch an Tagen ihrer Blutung maximal auf ihre Leistungserbringung konzentrieren zu können. Doch nicht nur der Wohlfühlfaktor zum Zeitpunkt der Blutung ist ein Thema, das im Frauensport Beachtung fand. Auch mögliche Einflüsse der körperlichen Veränderungen auf die Trainierbarkeit oder den Leistungsabruf bei Wettkämpfen fanden immer mehr Interesse.

Der weibliche Hormonzyklus kann grob in zwei Phasen eingeteilt werden, die Follikelphase und die Lutealphase. Jede Phase dauert ca. zwei Wochen, wobei diese von Frau zu Frau sowie auch von Monat zu Monat variieren können. Man spricht von einem regelmäßigen Menstruationszyklus, wenn dieser in etwa zwischen 25 und 35 Tage dauert – allerdings ist diese Definition von Land zu Land unterschiedlich. Die erste Phase ist die Follikelphase, sie beginnt mit der Monatsblutung und anschließend steigt im weiblichen Körper der Östrogenspiegel. Dann folgt der Eisprung bevor die Lutealphase beginnt. Mitte der Lutealphase steigt der Östrogenhaushalt ein zweites Mal an und auch der Progesteronhaushalt erhöht sich. Die Anstiege der Hormone Östrogen und Progesteron beeinflussen den Körper auf unterschiedlichste und vielfältige Art und Weise, ob dies auch die sportliche Leistung betrifft und ob man auch den Trainingsplan danach ausrichten sollte, ist sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis umstritten. Die Widersprüchlichkeit der aktuellen Forschungslage liegt hauptsächlich daran, dass die Studienqualität oft gering und das Forschungsgebiet jung sind. Oft mangelt es an Finanzierungen, um aufwändige Laboranalysen durchzuführen und an Studien mit Leistungssportlerinnen.

Eine aktuelle Übersichtsarbeit empfiehlt Sportlerinnen den Vorgang „track and tailor“. Das bedeutet den eigenen Zyklus mit all seinen aufkommenden Symptomen, Beschwerden, Trainingsempfindungen etc. mitzuschreiben (tracken) und anschließend die individuellen Wettkampf- und Trainingsbegebenheiten darauf zurecht zu schneiden (tailor).

Einige Athlet:innen planen ihren Trainingsplan bereits nach dem Zyklus: Vereinfacht gesagt, wird dabei davon ausgegangen, dass anschließend an die Monatsblutung sowie um den Eisprung eine sehr gute Ausgangslage für intensives Training besteht. Im Gegenzug bieten sich Mitte und Ende der zweiten Zyklushälfte für eher weniger belastende Einheiten an und auch die Regenerationszeiten werden in dieser Zeit ausgebaut. Es gilt körperliche Symptome über mindestens drei Zyklen zu notieren und zyklusbezogene Regelmäßigkeiten zu erkennen. Dies erfordert viel Erfahrung und eine gute Kenntnis über den Körper und die Befindlichkeiten der Athletin. Durch gezielten Einsatz von beispielsweise Regenerationszeiten und professionellen Umgang mit Symptomen kann auch an „weniger guten“ Tagen das Maximum der körperlichen Leistungsfähigkeit abgerufen werden.

Dr. Astrid Mathy und Dr. Christoph Triska Leistungssport Austria – Bundesinstitut für den Leistungs-
und Spitzensport sportwissenschaft@leistungssport.at