Der Bogenschütze Michael Meier aus Gastern hat sich für die Paralympics in Paris qualifiziert. Er ist seit einem Unfall 2021 querschnittsgelähmt und betreibt seine Sportart erst seit etwa zwei Jahren. Wir haben mit ihm über „den Weg nach Paris“ gesprochen.

Michael, wie kamst du zum Bogensport? Hast du andere Sportarten auch ausprobiert?
Während meiner Reha am Weißen Hof habe ich auch andere Sportarten ausprobiert, beispielsweise Rollstuhltennis oder Basketball. Beim Tennis fand ich kaum Gegner und ich wollte generell eine Sportart ausüben, bei der Inklusion groß geschrieben wird. Das habe ich mit Bogenschießen definitiv gefunden. Letztendlich hat mich auch ein Bekannter vom HSV Allentsteig zur Sportart gebracht. Wir können uns im Rollstuhl auf dem selben Niveau mit „gesunden Menschen“ messen. Ich spiele beispielsweise auch immer wieder bei Meisterschaften mit den besten Bogenschützen aus Österreich.

Kannst du unseren Leserinnen und Lesern kurz beschreiben, worauf es beim Bogenschießen ankommt?
Ich schieße mit einem Compound-Bogen in einer Entfernung von 50 Metern auf eine Scheibe mit 80cm Durchmesser. Beim Grunddurchgang bei den Olympischen Spielen werden beispielsweise 72 Pfeile geschossen und danach geht es mit KO-Duellen bis zum Finale weiter.

Du bist noch relativ neu in der Sportart. Was kann man bis zu den Spielen Ende August noch trainieren?
Ich übe den Sport seit zwei Jahren aus. Mein Trainer meint, dass es üblicherweise 4-5 Jahre dauert, um auf mein Niveau zu kommen und das auch noch ein bisschen Luft nach oben ist. Es ist natürlich noch eine sehr intensive Vorbereitung in den nächsten Monaten. Ich arbeite 40 Stunden pro Woche und habe meine Familie mit zwei Kindern. Also wenn die Kinder schlafen, dann beginne ich mit meinem Training zu Hause. Zusätzlich dazu trainiere ich beim HSV Allentsteig, wo eine 50 Meter Bahn zur Verfügung steht, die man sogar gepflastert hat, damit ich mir selbst die Pfeile holen kann. Dafür bin ich sehr dankbar und auch die Trainingsmöglichkeit in der großen Halle bei Holzbau Longin schätze ich sehr. Neben dem körperlichen Training arbeite ich auch im Mentalbereich und am technischen Set-Up meines Bogens.

Nur 30 Schützen aus 23 Nationen sind bei den Olympischen Spielen mit dabei. Wie schätzt du deine Chancen ein?
Ich kenne einige meiner Mitstreiter und kann sagen, dass es sehr gute Sportler aus Skandinavien, Großbritannien oder Belgien gibt. Aktuell bin ich in der Weltrangliste auf Platz 17. Es kommt natürlich wie immer auf die Tagesverfassung an, aber es ist nur ein Bewerb, der innerhalb weniger Tage entschieden wird und ich möchte vorne mit dabei sein.

Welche weiteren sportlichen Ziele verfolgst du?
Vor den Paralympics in Paris finden noch die Europameisterschaften in Rom und die Österreichische Meisterschaft in Innsbruck statt. Diese beiden Turniere möchte ich als Vorbereitung für Paris bestreiten und positiv abschließen.

Sprechen wir abschließend noch kurz von deinem Alltag. Gibt es Situationen, in denen du dir mehr Akzeptanz deiner Mitmenschen wünscht?
In meinem Beruf arbeite ich mit meinen Kollegen und anderen Personen im Grunde immer auf Augenhöhe. Wie schon erwähnt bin ich 40 Stunden pro Woche tätig. Auch im Alltag mit meiner Familie gibt es keine Probleme. Wenn ich Verbesserungswünsche äußern kann, dann bezieht sich das am ehesten auf bauliche Maßnahmen. Beispielsweise in der Gastronomie bei WC-Anlagen oder Eingängen. Hier gibt es viele Möglichkeiten, um es Menschen mit Behinderung leichter zu machen.

Wir wünschen Michael Meier alles Gute für seine weiteren sportlichen Ziele!