„Jeder Anfang ist schwer“ – dies ist wohl für das Vergnügen am Stand-Up-Paddle nicht der richtige Ausdruck. Vor allem unter der Anleitung von unserem Coach Mike fühlen wir uns auch als Anfänger bereits nach drei Stunden in den ruhigen Gewässern des Ottensteiner Stausees schon sehr sicher.
Wir starten auf der Wiese neben der Surf- und Segelschule. Dort gibt es einen idealen flachen Einstieg sowie nur kurze Wege vom Parkplatz zum Wasser. Das Brett ist doch sehr handlich zu tragen, fürs Erste borgen wir uns dieses aber bei unserem Guide aus. Einerseits sind wir noch unsicher, ob es überhaupt die richtige Sportart für uns ist und andererseits sind die Bretter aktuell noch immer schwer zu bekommen. Der Trend in den letzten Jahren ist ungebrochen und auch bekannte Probleme bei Transport und Fertigung führen zu den Lieferengpässen. „In den USA ist Stand-Up-Paddling bereits seit mehr als zehn Jahren eine der beliebtesten Wassersportarten“, erklärt Mike. Er selbst ist bereits in den 2000er-Jahren in der Dominikanischen Republik und in Brasilien mit der Art, sich auf Wasser sportlich fortzubewegen, in Kontakt gekommen. Sieben Jahre hat er in Brasilien verbracht und danach stellte er fest, dass sich die Gewässer im Waldviertel ebenso gut eignen, um hier diese Sportart auszuprobieren.
„In drei Stunden kann man alle Basisgrundlagen und Techniken lernen.“
Mike Höllinger, enjoy4elements
Der heutige Vormittag ist auch vom Wetter her ideal, die Wassertemperatur liegt bei angenehmen 23°C und es ist komplett windstill. Wir brauchen also keine Angst davor haben, unglücklich ins Wasser zu fallen. „Wie bei allen Wassersportarten sind gewisse Schwimmkenntnisse natürlich notwendig, man braucht aber kein Langstreckenschwimmer zu sein.“, lautet dazu die Empfehlung. Wenngleich wir uns doch als sportlich bezeichnen würden, sind wir davon überrascht, dass wir ziemlich unsicher am Brett stehen. Die Beine beginnen leicht zu zittern und man geht instinktiv in die Knie. Für den Profi ist dies keine Überraschung: „Wer sich beispielsweise sicher auf einer Slackline oder auf einem Balance Board fühlt, hat hier kaum Probleme. Ansonsten merkt man auch bei sportlichen Anfängern, dass die Tiefenmuskulatur Zeit und Übung braucht, um sich auf die neue Balance-Situation anzupassen.“
Auf jeden Fall kann man aber auch als untrainierter Mensch sehr bald Spaß und Freude an der Aktivität haben. Sobald man die ersten Schritte geschafft hat und stabil aus der Kniebeuge herauskommt, also aufrecht steht, beginnt das Abenteuer. Denn grundsätzlich kann das Brett – anders als beim Surfen – aufgrund seiner konkaven Bodenkurve nicht umkippen. Durch diese Wölbung saugt sich nämlich der Boden förmlich am Wasser an. Und während man am Surfbrett hauptsächlich über das Heck fährt und steuert, liegt das Brett hier völlig flach am Wasser .
„Die Mystik, speziell an den Stauseen, ist sehr besonders.“
Mike Höllinger, enjoy4elements
Wir fühlen uns also sicher und wollen mehr. Immerhin gibt es im Waldviertel auch andere Gewässer und geeignete Plätze „zum Paddeln“. Mike bietet einige fixe Plätze für Verleih und Kurse und genauso mehrtägige Touren an (siehe rechts). Auch Yoga und andere Work-Outs am Brett sind auf einer speziellen Andockstation in Gruppen von bis zu acht Personen am offenen Gewässer möglich. Darüber hinaus lässt sich Stand-Up-Paddling mit etwas Übung und der richtigen Ausrüstung schon bald zur Ganzjahressportart erweitern. So lernt man immer wieder neue Perspektiven der mystischen Buchten auf den Stauseen kennen. „Da kann die eigentlich sehr einfache Ausrüstung auch ein bisschen umfangreicher werden“, denn es braucht neben der passenden Kleidung bei kalten Temperaturen (Neoprenanzug) vielleicht auch einen speziellen wasserdichten Tourenrucksack oder auch Helm und Seile. Für den Anfang aber sollten wir bei stillen Gewässern bleiben, rät unser Coach. Der Kamp führt ohnehin meist nicht genug Wasser, höchstens das Stück zwischen Gars und Schönberg bietet tolle Bedingungen. Bei seichten Stellen ist aber auch hier Vorsicht geboten. Wichtig ist, dass man sich selbst nicht überschätzt und die Situation immer richtig einschätzt. Mike meint dazu abschließend: „Ob am stillen See, bei Tag oder Nacht, oder im Wildwasser. Einschätzung, Beurteilung und richtige Entscheidungen sind auf jeden Fall gute Begleiter bei allen Erfahrungsstufen.“ – so kann das Abenteuer Stand-Up-Paddling im Waldviertel nur Freude bereiten.
Unser Fazit des heutigen Tages: Stand-Up-Paddling ist Sport und Freizeitvergnügen zugleich, man trainiert nicht nur schonend und ganzheitlich den ganzen Körper sondern es macht auch unheimlich viel Spaß und erweckt den Entdeckergeist in der Natur.