Franz Ziegler ist als „Guru” stets der Mentalcoach auf der Betreuerbank der Bundesliga-Mannschaft und philosophiert mit uns über Volleyball.
Franz, auf welche sportlichen Erlebnisse kannst du selbst mit Freude zurückblicken?
Ich habe lange Badminton gespielt, was ich für eine der schnellsten Sportarten überhaupt halte, sehr ähnlich ist Squash. Diese Ballsportarten habe ich ständig mit anderen Herausforderungen ergänzt. Ich fuhr zum Beispiel zwei Mal für die Aktion „Sport statt Drogen” in Rollschuhen von Vorarlberg nach Wien, war auch viel in Bergen unterwegs.
Volleyball hast du selbst nie gespielt?
Nein, Mannschaftssportarten waren nie so meines.
Und wie kamst du dann zu den „Waldviertlern”?
Sie sind zu mir gekommen. Das war während der Fußball-Europameisterschaft 2008. Ich habe zu dieser Zeit mit dem Skisprungnationalteam – unter anderem mit Wolfgang Loitzl – im Waldviertel gearbeitet. An einem Abend traf ich beim Public-Viewing auf Peter Hiemetzberger, der nach wie vor im Vorstand des Vereins ist, und wir kamen ins Gespräch. Damals spielten sie noch in Groß Gerungs und ich habe erkannt, dass sie überhaupt kein Gefühl für „Biodoping” beziehungsweise externe Unterstützung haben.
Kann man pauschal sagen, dass es hierfür eine Methode gibt, die für alle Sportarten geeignet ist?
Volleyball ist, vor allem, was das Service betrifft, eine spezielle geistige Herausforderung. Dasselbe Problem haben Tennisspieler. Man muss an einem bestimmten Punkt alles abrufen können, um ein vernünftiges Service zu schaffen. Am ehesten kann man dies mit durchgehend zwei Stunden Elfmeterschießen vergleichen, was das erforderliche Konzentrationsniveau betrifft. Aber körperlich halte ich Volleyball für nicht sehr herausfordernd.
Wie viele Stunden verbringst du wöchentlich mit der Mannschaft?
Aktuell ist es mehr, wir haben ein eigenes Mentalprogramm gestartet, um mit neuen Methoden zu arbeiten. In den letzten Jahren blieb nur wenig Zeit dafür, weil diese hauptsächlich für körperliches Training genutzt wurde. Aber, um neue Ergebnisse zu erzielen, muss man auch neue Methoden anwenden.
Was konkret meinst du damit?
Beim Volleyball sind die Variationsmöglichkeiten wirklich gering. Im Grunde gibt es fünf Möglichkeiten für den Aufspieler: Er kann nach links oder rechts oder mittig spielen, kann es selbst versuchen oder einen Fehler machen. Wenn man nur ganz wenig Möglichkeiten hat, ist das optimale Spiel eine umso größere Herausforderung. Gemäß dieser Herausforderung muss man trainieren.
Was ist die Herausforderung beim Volleyball deiner Meinung nach?
Es gibt so gut wie keine Möglichkeit der Fehlerkorrektur. Volleyball ist eine Sportart, die unglaublich im Moment stattfindet wie kaum eine andere: Entweder jetzt oder nie.
Volleyball ist der einzige Mannschaftssport, in dem ich nur dann gut bin, wenn ich meinen Mitspieler in eine bessere Situation bringe. Ich kann nicht durch meine persönliche Einzelleistung das Spiel gewinnen.
Also gibt es für dich keine Spieler, die man als „beste” hervorheben kann?
Nein, der beste Außenangreifer ist der größte Vollidiot, wenn er keine Bälle aufgespielt bekommt. Und das lernen auch die Kinder beim Volleyball: Man ist nur dann gut, wenn man jemand anderen unterstützt. Das ist für mich eine grenzgeniale Lebensschule. Man sollte noch viel mehr auf diese philosophische Bedeutung des Spiels hinweisen.
Was ist nun deine Rolle in diesem Team? Glaubst du, dass Spiele anders ausgehen würden, wenn du nicht dabei bist?
Ich weiß, dass es Spiele gegeben hat, die wir durch mein Tun gewonnen haben, das sind nicht viele. Das basiert auf der Regel, dass einer spricht – das ist der Coach – aber ich sage kein Wort zu irgendwas. Für viele Spieler gibt es aber in schweren Situationen ein Gefühl der Sicherheit, wenn ich anwesend bin. Am Spielfeldrand bin ich die einzige emotionale Anlaufstelle mit einer emotionalen Qualität, die der Chefcoach nicht bieten kann. Hier geht es um klare Rollenverteilung.
Was sagst du Kritikern, die euer Team als „Legionärsmannschaft” bezeichnen?
Es ist normal, dass bei einer Volleyballmannschaft auf diesem Niveau immer wieder Spieler kommen und gehen. Für mich ist es aber sensationell, dass in einer Region wie dem Waldviertel Spieler aus so vielen Nationen kommen, um hier Spitzensport zu betreiben. Viele von uns sind mittlerweile auch hier sesshaft, haben Job und Wohnsitz und sind vorbildlich integriert. Zwettl wird durch diese Volleyball-Mannschaft internationaler.
Wie findest du Draht zu den Spielern?
In dem Moment, in dem es dir gelingt, ein Biotop zu schaffen, in dem Talente sprießen wie Pflanzen – mit dem richtigen Dünger und so weiter, dann kann Erfolg entstehen. Das hängt aber vom Gesamtumfeld des Vereins ab.
Wir wünschen weiterhin alles Gute!