Zdenek Smejkal war zwei Jahre Cheftrainer des tschechischen Nationalteams und ist seit drei Jahren zurück im Waldviertel.
Wie viele Trainingsstunden gibt es pro Woche?
Das ist von vielen Faktoren abhängig. Es gibt die Vorbereitungsphase, wo wir deutlich intensiver trainieren können und dagegen Wochen mit 3 Auswärtsspielen, wo man entweder auf dem Spielfeld steht oder im Bus sitzt. Da bleibt nicht viel Zeit für das Training.
In der Regel trainieren wir 2 mal täglich, jeweils ca. 2 Stunden. Ernährung und Regeneration zählen als „Arbeitszeit“ auch dazu. Ein guter, verantwortungsbewusster Sportler hat am Tag oft viel zu tun.
Glauben Sie, dass es innerhalb der Bundesliga große Unterschiede gibt oder trainieren alle Mannschaften gleich viel?
Ich glaube schon, dass es Unterschiede gibt. Um zweimal am Tag zu trainieren braucht man nicht nur Profis dazu, die sonst keine andere Beschäftigung ausüben, aber auch ganz viel rund herum. Bei uns im Waldviertel wurden dazu die Möglichkeiten geschaffen. Nicht jeder Verein kann sich das leisten.
Sind Sie bei jeden Training der Mannschaft dabei? Ist die Mannschaft bei jeden Training komplett?
Natürlich, das ist mein Job. Es ist mir sehr selten im Leben passiert, bei einem Training nicht dabei zu sein, und wenn es mal war, war es immer höhere Gewalt.
Ist die Mannschaft bei jedem Training komplett?
Es passiert natürlich hin und wieder, dass jemand fehlt, aber es sind höchstens Ereignisse, die von dem jeweiligen Spieler nicht beeinflussbar sind. Es wird auch nie gefragt, wer zum Training kommt. Ich setze voraus, dass alle immer dabei sind. Auf unserem Niveau darf es nicht anders sein. Wer keine Zeit für das Training hat, ist für Profivolleyball nicht geeignet. Dies ist wohl auch in jeder anderen Sportart auf Bundesliganiveau so.
Wie bestrafen oder belohnen Sie die Mannschaft nach entsprechenden Leistungen bei Matches?
Ich gehe davon aus, dass jeder gewinnen will und ein Sieg das oberste Ziel von jedem im Team ist. Somit ist ein Sieg gleich eine Belohnung und eine Niederlage eine Bestrafung in sich. Jeder Spieler in meinem Team muss es als selbstverständlich ansehen, fit zu sein, das Publikum mit einer Top-Leistung zu unterhalten und sich dem Team unterzuordnen. Dies mag ein schwerer Job sein, aber andererseits ist es einer der besten, die es gibt. Ich muss die Spieler nicht bestrafen für eine Niederlage. Wenn etwas schief geht, braucht man eine Analyse und eine umso bessere Arbeit.
Ab wann wissen Sie während eines Matches, ob man gewinnt oder verliert?
Von Spiel zu Spiel unterschiedlich. Aber es sind nur Behauptungen, die ich aufgrund von Statistik ziehen kann. Ich bin ein optimistischer Realist. Man gewinnt, wenn man am Ende des letzten Satzes 2 Punkte mehr als der Gegner hat.
Werden bei Trainings auch Matches innerhalb der Mannschaft gespielt?
Matches im Sinne eines ganzen Spieles nicht. Wir üben oft diverse Aufstellungen, aber es sind immer zusätzliche Schwerpunkte gesetzt, damit man mehr Wiederholungen von einem bestimmten Trainingselement schafft, somit sind die Sätze oft kürzer als bei einem echten Spiel.
Wann und wie bestimmen Sie die sechs Personen, die das Match beginnen?
Schon vor der Saison hat man eine Idee, wer in der Saison ein Leistungsträger wird, aber eine Grundsechs kristallisiert sich während der Saison heraus. Das sieht die Mannschaft und jeder muss es akzeptieren, weil wir alle das gleiche Ziel haben: zu gewinnen. Das bedeutet aber nicht, dass die Tür zu dem Starting Six geschlossen ist. Durch eine Leistungssteigerung und harte Arbeit im Training hat immer jeder die Chance, ein Spiel zu beginnen.
Ich beginne immer mit meiner stärksten Formation. Manchmal, wenn der Gegner etwas schwächer ist und es aus Sicht der Mannschaft sinnvoll ist, Kraft zu sparen, dürfen auch Andere beginnen. Aber bei mir kriegt man nichts geschenkt: Gibst du Gas im Training, kannst du spielen.
Welcher Club würde Sie als Trainer noch reizen?
Ich denke an solche Sachen nicht. Ich bin jetzt hier im Waldviertel, in einem starken Verein und bin mit dem, was ich habe, sehr zufrieden.
Was sind die wichtigsten Eigenschaften, um im Volleyball als Athlet erfolgreich zu sein?
Körpergröße, Sprungkraft, Kraft, Ausdauer und gute Technik sind eine Grundvoraussetzung. Man kann damit aber auch nichts anfangen, wenn man nicht in diese Sportart verliebt ist und wenn man nicht immer 110% Einsatz im Training zeigt. Großes Herz für das Spiel kann oft ein paar fehlende Zentimeter kompensieren. Aber ebenso wichtig sind Führungsqualitäten und die soziale Kompetenzen, die man in einer Mannschaft unbedingt braucht. Der beste Athlet ist somit nicht automatisch der beste Spieler.
MUST-HAVES in der Halle
1. Körpergröße
195cm Körpergröße ist der Durchschnitt der Union Volleyball Raiffeisen Waldviertel, vor allem am Netz kann jeder Zentimeter spielentscheidend sein.
2. Sprungkraft
Anders als die Körpergröße lassen sich so gut wie alle anderen Eigenschaften trainieren. Sprungkraft-Übungen gehören zu den Basics – auch im Nachwuchsbereich.
3. Kraft und Ausdauer
Durch Training von Kraft und Ausdauer ist es der Mannschaft auch möglich, in schwierigen Situationen am Spielende das Konzentrationsniveau hoch zu halten. Ausdauer ist somit die Basis für Konzentrationskraft.
4. Technik
Gute Technik ermöglicht es beispielsweise kleineren Spielern, wieder aufzuholen und hilft dabei, seine Kräfte effizient für das Team einzusetzen.