„Ich mag das Waldviertel sehr.“
Michaela Dorfmeister
„Skifahren ist eine sehr komplexe Sportart.”, meint Michi Dorfmeister.
Darüber hinaus erzählt sie über Sport, Freizeit und Karriere.
Wie wichtig ist dir körperliche Fitness seit dem Ende deiner aktiven Karriere? Steckst du dir nach wie vor sportliche Ziele?
Sport gehört natürlich zu meinem Leben. Täglicher Sport geht sich nicht aus, da mache ich mir auch keinen Stress. Wenn ein paar Stunden in der Woche möglich sind, bin ich schon glücklich. Ich bin gerne mit meiner Tochter, meinem Lebensgefährten und meinem Hund unterwegs in den Bergen – frische Luft und Natur, sind ein perfekter Ausgleich zum Alltag.
Wie oft hast du aktuell die Möglichkeit noch aktiv auf Skiern zu stehen? Macht es überhaupt noch Spaß?
Die Möglichkeiten würden sich schon ergeben, aber damit ich wirklich Freude daran habe und einen ganzen Tag auf Skiern stehen möchte, müssen die Bedingungen schon ganz gut sein.
Ist auch schon die nächste Generation dabei? Wo bist du am Liebsten unterwegs?
Meine Tochter fährt auch Ski und Snowboard. Wir haben das Glück, dass es überall in Österreich schöne Skigebiete gibt. Natürlich bevorzuge ich aber die Pisten in Niederösterreich und sozusagen am Liebsten bin ich im Schigebiet Unterberg unterwegs. Das ist schon seit meiner Kindheit mein Hausberg.
Wie kommt man als Niederösterreicherin auf die Idee, Profiskifahrerin zu werden?
Glaubst du, dass du es im Vergleich zu gleich starken Talenten aus westlichen Bundesländern schwerer hattest?
Ich hatte alle Voraussetzungen, um Profi zu werden. Es gibt auch in Lilienfeld eine Skihauptschule genau mit dem Ziel, Talente aus dieser Region bestmöglich zu fördern. Der nächste Schritt war dann der Wechsel nach Schladming in die Skihandelsschule. Die Trainingsmöglichkeiten waren überall ausreichend gegeben. Aber ich denke dennoch, dass ich es schwerer beziehungsweise umständlicher hatte als Kollegen aus westlichen Bundesländern.
Was kannst du jemandem mitgeben, der denselben Weg gehen will wie du?
Wichtig ist es, zu jeder Zeit auch einen „Plan B” zu haben. Sich schon in jungen Jahren nur auf den Sport zu fokussieren und Berufsausbildungen hinten zu lassen, ist keine gute Idee. Die MD Mittelschule Ski&Golf in Lilienfeld, die eben auch ich besucht habe, ermöglicht eine ideale Kombination aus Schule und Sport. Da bin ich natürlich stolz, dass ich als Absolvent der Schule auch Namensgeber sein darf 🙂
Dennoch ist später mal Zeit, um eine Entscheidung zu treffen, in welche Richtung es mittel- bis langfristig gehen kann und soll und die nächsten Schritte dafür zu setzen.
Ab welchem Punkt deiner Karriere war dir klar, dass du dein Geld mit Skifahren verdienen kannst?
Ich habe Geld nie als Motivator gesehen, das wäre glaube ich auch nicht die richtige Einstellung. Aber wenn man mal im Weltcup fährt und Erfolg hat dann, kann man sich schon was auf die Seite legen.
Was machen Profi-Skifahrer im Sommer? Wie lange hat man maximal Urlaub?
Man hat nach dem letzten Rennen Ende März in etwa drei Wochen Urlaub. Aber schon im April, spätestens im Mai startet man mit Einheiten am Rennrad oder in Laufschuhen, um die Grundlagenausdauer zu stärken, dann kommt spezielles Krafttraining dazu, das sich je nachdem, ob man eher für Speed- oder für Technikdisziplinen trainiert, schon unterscheidet. Skifahren ist eine sehr komplexe Sportart, da muss man viele Talente haben und auch das ganze Jahr über fördern und ausbauen.
Wie viele Stunden wöchentlich war das größte Trainingspensum? Was stand dabei am Programm?
Das Maximum sind sechs Tage in der Woche mit täglich 6-7 Stunden Training, meist habe ich am Sonntag die Ruhepause genossen. Wie schon gesagt, muss man als kompletter Skifahrer von Ausdauer über Kraft, Schnelligkeit und Koordination bis hin zu Geschicklichkeit und Balance ganz verschiedenste Muskelgruppen und Anforderungen trainieren. Dabei muss man auch Zeit für Regeneration und Dehnübungen einplanen. Natürlich trainiert man in intensiven Wettkampfzeiten nicht ganz so viel.
Was war deine längste Verletzungspause während deiner Karriere? Gab es dennoch eine Möglichkeit, dich fit zu halten?
Ich hatte Gott sei Dank nicht viele Verletzungen, nur einmal eine Daumenluxation mit Knorpelzertrümmerung, die notwendige Pause von 10 Tagen ist dabei zum Glück überschaubar gewesen und mit der Frage, welche Trainingsübungen während dieser Pause möglich sind, habe ich mich nicht wirklich beschäftigt.
Was kannst du einem Hobbysportler mitgeben, der auch für einige Monate wegen einer Verletzung ausfällt?
Wichtig ist natürlich, dass der betroffenen Muskelgruppe oder dem Gelenk ausreichend Möglichkeit gegeben wird, sich zu regenerieren. Die Verletzung soll man gut ausheilen lassen. Wenn Verletzungen auch Teil von Überanstrengung sind, dann freut sich der ganze Körper über eine Pause. Nur dann kann man wieder richtig Gas geben.
Hätte es dich während deiner aktiven Karriere gereizt, auch gegen Männer auf derselben Strecke zu fahren? Glaubst du, dass Frauen eine Chance hätten wie es z.B. Lindsey Vonn einmal behauptet hat?
Nein, ich habe mich nie mit diesem Gedanken auseinander-gesetzt, denke aber, dass dies nur sehr sehr schwer möglich ist. Es kommt natürlich auf die Strecke an, wobei es schon sein kann, dass es Strecken gibt, auf denen Frauen in gewissen Passagen Vorteile haben.
Welche Sportarten betreibst du außer skifahren und wandern noch gerne?
Ausdauersport wie laufen und Rad fahren und neben zwei Brettern stehe ich auch hin und wieder auf nur einem: am Snowboard.
Warum sollte jeder Mensch darüber nachdenken, sich körperlich zu betätigen? Hast du ein paar Motivationstipps?
Es ist so schön, nach dem Sport unter der Dusche zu stehen und zu wissen, dass man was für sich gemacht hat. Das ist so ein schönes Gefühl, gerade in stressigen Zeiten, sollte sich jeder eine Stunde für sich im Tag so einteilen. Wenn die Sportschuhe mal angezogen sind, dann ist der größte Schritt schon getan.
Warst du schon mal zu Gast bei uns im Waldviertel? Was gefällt dir besonders?
Ja, natürlich. Ich mag das Waldviertel sehr, die Gegend ist sehr beruhigend. Ich besuche öfters die Kinderburg Rappottenstein, wo ich Botschafterin bin. Ich liebe es, ab Hof zu kaufen, direkt vom Bauern. Da kennt man den Ursprung der Lebensmittel.
Zur Person:
Michaela Dorfmeister wurde am 25. März 1973 in Wien geboren, sie war von 1991 bis 2006 im alpinen Ski-Weltcup aktiv.
Olympische Medaillen:
2x gold, 1x silber
WM-Medaillen:
2x gold, 1x silber, 1x bronze
Sie erreichte mehr als 60 Podestplätze im Skiweltcup, davon 25 Siege und gewann den Gesamtweltcup im Jahr 2002. Heute lebt sie im Mostviertel und ist auch Vizepräsidentin des niederösterreichischen Skiverbandes.