Felix, danke, dass du dir die Zeit nimmst, um unseren LeserInnen ein paar Tipps zu geben. Wie viel Zeit pro Woche verbringst du aktuell noch mit Sport?
Das ist eine konkrete Frage, dazu habe ich eine genauso treffende Antwort: Mein Minimumprogramm ist eine Stunde Bewegung an der frischen Luft pro Tag. Ein Ruhetag alle sieben bis zehn Tage ergibt sich von selbst.
Wenn mehr Zeit bleibt, bin ich natürlich gerne auch länger unterwegs. Wenn dazu aber die Zeit nicht ausreicht, ist mir meine tägliche Stunde Bewegung an der frischen Luft umso wichtiger.

Auf welche Stundenumfänge pro Woche bist du in deiner aktiven Karriere in Spitzenzeiten gekommen und welche Aktivitäten standen dabei im Vordergrund?
Ich habe immer und ausschließlich ein handschriftliches Trainingstagebuch geführt und wann immer ich als Aktiver auf die Idee gekommen bin, meine Stunden zusammenzuzählen entschied ich mich lieber dafür, eine Stunde zu laufen. Grundsätzlich nutzte ich als Athlet meinen Tag in erster Linie dafür, den Balanceakt von Belastung und Erholung zu meistern. Meinen Körper, meine Gefühle und meine Gedanken lernte ich so als treueste Feedback-Instanz kennen und nutzen. Der bis heute wohl größte Benefit aus 20 Jahren Spitzensport.

Ist hier auch ganz bewusst Zeit für Regeneration verplant? Wie viele aufeinander folgende Tage gab es maximal ohne Trainingseinheit?
Entwicklung passiert immer in der Pause! Das bedingt natürlich die richtigen Reize im Training. Als Athlet ist die Qualität der Regeneration genauso wichtig wie die Qualität des Trainings.
Vieles, was wir heute als Regeneration verbuchen, ist jedoch das Gegenteil davon! In meiner Arbeit als Trainer und Coach innerhalb und außerhalb von Unternehmen stelle ich immer wieder fest, dass „meine Generation“ gut darin ist, hinzuhalten, gerne auch bis zur totalen Erschöpfung.
Es geht nicht darum, Tage zu zählen, um zu wissen, wann wieder Zeit für eine Pause ist. Es geht darum, zu verinnerlichen, dass Balance ein lebenslanger Prozess bleibt.

Welche Musik hörst du generell gerne oder speziell vor bzw. während dem Training/ Wettkampf?
Am liebsten keine. Ich liebe es, mich und meine Umgebung wahrzunehmen. Um online zu sein mit mir selbst, verzichte ich gerne auf zusätzliche Ablenkung beziehungsweise auf Beschallung von außen. Für mich gilt eher der Zugang: Je stiller es ist, desto mehr kann ich hören.

Wie kann es einem vermeintlichen Sportmuffel gelingen, sich für den ersten Schritt zu motivieren?
Das ist eine berechtigte Frage, der ich aber zuerst mal mit Ernüchterung entgegnen muss: Es sind selten äußere Anreize, die langfristige Veränderungen bewirken. Die Basis für den berühmten ersten Schritt, aber auch um dranzubleiben, ist meiner Erfahrung nach immer ein Warum, das groß genug ist. Wann immer ich in Versuchung gerate, mit mir die Frage „Soll ich oder soll ich nicht?“ zu diskutieren, erinnere ich mich daran, dass ich nur heute einen Beitrag dazu leisten kann, auch dann noch fit zu sein, wenn meine beiden Kinder schon groß sind!
Dieses Warum lässt mich gerne auch mal die Stirnlampe aktivieren, um dann, wenn die Mädels noch oder schon schlafen, meine bewegte Frischluft zu erleben.

Glaubst du, dass hoch gesteckte Ziele auch im Hobbybereich dazu führen, sich mit leistungssteigernden Substanzen auseinander zu setzen?
Es geht ja nie um die Ziele an sich, sondern immer um den Weg dorthin. Mein Credo war und ist bis heute ausnahmslos: Das Ziel liegt in der Qualität des Weges! Wer sich diesen Weg mutwillig zerstören will, der trifft eine Entscheidung und lebt mit den Konsequenzen. Aus diversen Hobbysportveranstaltungen weiß man, dass der Missbrauch von Medikamenten eine große Rolle spielt. Viele der Teilnehmer und Teil-nehmerinnen wissen gar nicht, dass sie Substanzen im Körper haben, die unter Doping fallen würden. Leider ist die Idee des Betäubens, des Ignorierens und des Sabotierens was die Rückmeldungen unseres Körpers und unserer Gefühle betrifft, weit verbreitet und sehr normal geworden.
Nicht zufällig ist das Motto bei unseren Resource-Trainings: Zurück zu dir! Wir Menschen haben eine Sehnsucht danach, wieder mit uns in echten Kontakt zu kommen. Sich dafür bewusst Zeit zum Üben zu nehmen ist sehr zeitgemäß.

Wie kann man auf natürliche Art und Weise mittels Ernährung seine Leistungsfähigkeit steigern?
Gesundheit entsteht grundsätzlich dann, wenn wir mehr von dem tun, was uns nützt und nährt, und weniger von dem, was uns schadet und daran hindert, was wir eigentlich tun wollen.
Was ältere, vitale Menschen immer verbindet, ist das gesunde Maß. Ich persönlich habe im Bereich der Ernährung sehr viel experimentiert. Ich esse seit etwa sechs Jahren kein Fleisch mehr. Und ich verzichte weit-gehend auf Industriezucker und Weißmehl. Dieser Verzicht ist die größte Errungenschaft für meine Lebensqualität. Das Thema der Ernährung ist mir so wichtig, dass ich Teil des Startups ICH+ bin. ICH+ liefert Obst und Gemüse direkt in die Firma und direkt an jeden Haushalt in Österreich. Viele Studien zeigen: Wenn Obst und Gemüse da ist, wird mehr vom Gesunden und automatisch weniger vom Ungesunden gegessen. Dazu können sich Interessierte auf www.ichplus.at informieren.

Wer sind typische Besucher von Seminaren mit dir?
Jeder von uns ist typisch. Das zeichnet uns aus und macht uns besonders!
Zu uns kommen Menschen, die etwas verändern wollen. Es kommen Menschen, die sich bewusst Zeit für sich und ihre Entwicklung nehmen wollen und die verstanden haben, dass es dafür sich selbst und eine geeignete Umgebung braucht. Wer die Idee hat, Veränderung hat nichts mit einem selbst zu tun, der sollte besser nicht kommen.

Warst du schon einmal zu Gast bei uns im Waldviertel? Was gefällt dir besonders?
Ich war vor einigen Jahren zum Fasten im Waldviertel und habe die Menschen und die Umgebung dabei sehr genossen.
Die Umgebung ist eine sehr besondere, das Klima war damals – ähnlich wie bei uns in der Ramsau am Dachstein – rau, aber einladend in jeder Hinsicht. Für mich ist das Waldviertel eine sehr ressourcenstärkende Gegend, und davon kann es nicht genug geben – auch nicht in Österreich.