„Ohne Tempospritze kommst du niemals an die Spitze”

Unter diesem Motto hat Gerhard Eichinger 1998 die Waldviertler Crosslaufserie ins Leben gerufen.
Dabei sollten leistungsorientierte Läufer die Möglichkeit haben, ein Tempotraining in Gesellschaft zu absolvieren. Darüber hinaus ist der mehrfache Marathonfinisher vor allem als Moderator bei Sportevents im Waldviertel unterwegs. Wir haben mit ihm über die Anfänge der heimischen Ausdauersport-Szene gesprochen.

Wie viele Waldviertler wagte auch Gerhard den Schritt in die Bundeshauptstadt Wien, um dort seiner beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Nach 14 Jahren kehrte er zurück und erfüllte sich einen Herzenswunsch, der in einer Wiener Wohnung nur schwer umsetzbar gewesen wäre. Ein Windhund ergänzte die Familie Eichinger ab sofort und forderte mehr Ausdauer von seinem Herrchen. „Es war zu einer Zeit, in der ein laufender Erwachsener bei Beobachtern noch Unverständnis hervorrief”, erinnert er sich zurück. Bis auf wenige Sportler, die das Training sehr ernst nahmen, und vor allem auch zur Vorbereitung für Wettkämpfe sahen, begegnete man damals nur selten anderen Läufern.

Das Teilnehmerfeld bei den wenigen regionalen Laufbewerben, die es damals schon gab, war hingegen quantitativ aber vor allem qualitativ stärker besetzt als heute. Zu den wenigen Urgesteinen bei Laufevents im Waldviertel gehört der Horner Stadtlauf, der seit 1980 ausgetragen wird und heuer sein 40-jähriges Jubiläum feiert (zum Beitrag). Auch für Gerhard war es der Horner Stadtlauf, der die Bühne für seinen ersten Laufwettkampf darstellte. „Für mich gibt es vier Lauferlebnisse, die mir wohl immer in Erinnerung bleiben.” Dazu gehört auch dieser erste Wettkampf im Jahr 1987, dann die erste Marathon-Teilnahme 1989 sowie der erste 100km-Lauf im selben Jahr. „Das schönste Erlebnis war für mich der Lüttich-Marathon in Belgien, weil ich dort auch die 3-Stunden-Schallmauer knacken konnte”, so der sportliche Moderator. Obwohl er nur einen seiner 14 Marathonstarts im Ausland absolvierte, kann er Städtereisen in Verbindung mit einem Lauferlebnis nur empfehlen. Man lernt so ganz andere Blickwinkel einer Stadt kennen.

„Um auch im Winter fit zu bleiben und Wettkampfluft zu schnuppern, fuhren viele Waldviertler nach Wien und nahmen bei Crossläufen am Cricketplatz teil.” Diese Überlegung kann man durchaus nachvollziehen, aber ein wenig paradox mag es schon anmuten, wenn doch das Waldviertel ebenso ideale Voraussetzungen für „crossige” Laufstrecken bietet. Genau aus diesem Grund haben Gerhard Eichinger und sein Trainingspartner Rolf Werner die erste Crosslaufserie rund um den Schwarzenauer Brühlteich ausgetragen, später wuchs das Interesse – sowohl bei Teilnehmern als auch bei Vereinen, die Unterstützung bei der Ausrichtung anboten.
Das damalige Motto – „Ohne Tempospritze kommst du niemals an die Spitze.” – findet sich heute nicht mehr im Wortschatz der Organisatoren. „Natürlich bezog sich der Leitspruch auf Tempotraining, wurde uns aber in der aktuell Doping- und Social Media geprägten Zeit auch schon als Doping-Aufforderung vorgeworfen”, erklärt Gerhard Eichinger.

Der nächste „Entwicklungsschritt” in der Waldviertler Laufszene war die Gründung des Dachverbandes LC Waldviertel, dessen Obmann er für die ersten acht Jahre war, aber schon davor moderierte er – eigentlich als Vertretung für einen Kollegen – die erste Laufveranstaltung. Und seitdem seine persönlichen Bestzeiten nicht mehr zu verbessern waren, steht er lieber mit dem Mikrofon am Start, als mit den Wettkampfschuhen. Dennoch hat man sportliche Ziele, auch wenn sie etwas anders formuliert sind als früher: „Mit 65 Jahren möchte ich durch Gymnastik sowie Kraft- und Ausdauertraining meine Lebensqualität so lang wie möglich erhalten. Rückblickend kann ich sagen, dass der Laufsport meinen ‚LebensLauf‘ zu meinem Vorteil geprägt hat.”
Natürlich freut er sich über jeden Starter bei den noch anstehenden Events der Waldviertler Crosslaufserie.

Infos: www.lcwaldviertel.com