Wie kamst du ursprünglich zur Leichtathletik insbesondere zum Siebenkampf?
Meine Begeisterung für Leichtathletik hat sich bereits im Alter von neun Jahren gezeigt, in der Volksschule habe ich schon ‚Olympiasiegerin im Laufen‘ als Traumberuf genannt. Bei den ersten landes- und bundesweiten Nachwuchswettkämpfen mit 14 Jahren erkannte dann auch mein Umfeld, dass dies der richtige Weg ist. Ursprünglich war ich noch auf der Mittelstrecke unterwegs, aber sehr bald probierte ich mit meinem Trainer auch andere Disziplinen aus und blieb dabei.

Welche der Einzeldisziplinen ist dir am liebsten und warum?
Ich sehe den Siebenkampf immer als Ganzes, als eine Disziplin. Wenn man aber einen Teil nennen muss, dann würde ich Weitsprung nennen, das ist in der Regel auch meine stärkste Disziplin.

„Trau dir selbst mehr zu als du für möglich hältst!“

Ivona Dadic

Im Jahr 2020 schafftest du die Jahresweltbestleistung. Hast du dich über die Verschiebung der Olympischen Spiele ursprünglich geärgert?
Nach einer Verletzung im Jahr 2019 war ich ‚vor Corona‘ noch unsicher, wie schnell ich wieder fit werden kann und ob es sich zeitlich bis zu den Olympischen Spielen ausgeht. Daher war ich im ersten Moment froh. Aber ich fand dann schnell zur Form zurück und 2020 wurde sportlich ein tolles Jahr. Im Nachhinein finde ich es schade, dass die Spiele verschoben wurden. Aber dies liegt außerhalb meines Einflussbereiches, man muss es als Sportlerin akzeptieren wie die Dinge kommen.

Was war bisher dein schönster Erfolg?
Natürlich war die erste Teilnahme an Olympischen Spielen im Jahr 2012 ein sehr schönes Ereignis. Aber meinen schönsten Erfolg erlebte ich bei der Halleneuropameisterschaft 2017. Dort war meine ganze Familie vor Ort mit dabei und ich wurde Vize-Europameisterin.

Auf welche Trainingsumfänge pro Woche kommst du?
Ich trainiere sechs Tage pro Woche für jeweils etwa sechs Stunden. Das Training ist sehr sprintlastig, natürlich gibt es auch Krafttraining, insbesondere Beine und Oberkörper. Neben den Einzeldisziplinen haben wir auch Laufeinheiten von etwa 40 Minuten am Trainingsplan. Da ein Wettkampf beim Siebenkampf über zwei Tage geht, ist man auch im Bereich Ausdauer gefordert und sollte gut vorbereitet sein.

„Zum Leben gibt es für mich kein schöneres Land als Österreich.“

Ivona Dadic

Trainierst du allein oder gemeinsam mit anderen Athletinnen in einer Gruppe?
In meiner Trainingsgruppe sind außer mir noch zwei österreichische Sprinterinnen und eine Hürdenläuferin. So ergänzt man sich ganz gut gegenseitig – beispielsweise wenn es um Krafttraining aus dem Sprintbereich oder um Technik beim Hürdenlauf geht.

Wie wichtig ist Ernährung in deiner Trainingsplanung?
Obwohl ich keinen bestimmten Ernährungsplan habe, ist Ernährung ein wichtiges Thema. Vor allem vor Wettkämpfen ernährt man sich ganz bewusst. Das Gespür dafür entwickelt sich mit der Zeit oder es ergibt sich durch Hausverstand. Aktuell versuche ich vermehrt auf Fleisch zu verzichten, was auch ganz gut funktioniert. Aber in wettkampffreien Phasen kann ich manchmal auch Süßem nicht widerstehen.

Mit welchen Hobbys verbringst du deine Freizeit?
Zwar gehe ich gerne reiten oder spiele im Urlaub auch Tennis, aber es fällt schwer, mich neben dem Training noch für sportliche Hobbys zu begeistern. Daher widme ich einen großen Teil der Freizeit am liebsten meinen Freunden und meiner Familie.

Du bist für deine Wettkämpfe auch viel international unterwegs. Wo gefällt es dir besonders gut?
esondere Highlights sind für mich Kapstadt oder auch Madrid. Aber genauso gerne wie ich unterwegs bin, freue ich mich immer wieder auch auf Zuhause. Zum Leben kann ich mir kein schöneres Land als Österreich vorstellen.

Du bist auch auf Social Media sehr erfolgreich. In welchem Ausmaß bist du hier selbst aktiv?
Eigentlich entscheide ich bei jedem Posting auch selbst mit und ich teile mir mit meinem Freund etwa zu jeweils der Hälfte die damit verbundenen Tätigkeiten. Aber die Zusammenarbeit für Kooperationen mit Partnern wickelt eher er ab.

Gibt es auch andere Persönlichkeiten, denen du ganz bewusst auf Instagram folgst?
Wir Leichtathleten folgen uns auch untereinander und tauschen uns aus. Aber aus anderen Sportarten folge ich gerne Dominic Thiem oder dem Boxer Anthony Joshua.

Interessierst du dich auch für Fußball? Für wen drückst du beim Match Österreich gegen Kroatien im Herbst die Daumen?
Solche Spiele verfolge ich schon sehr gerne oder natürlich Großereignisse wie Weltmeisterschaften oder Champions League. Beim Spiel Österreich gegen Kroatien freue ich mich als Fan beider Mannschaften in erster Linie auf ein tolles Match.

Wo siehst du aktuell deine Heimat?
Ich bin in Wels aufgewachsen und meine Eltern wohnen noch dort. Sportlich starte ich für Niederösterreich und trainiere auch hier. Aber an Wochenenden bin ich gerne auch in Wels.

Hast du negative Erinnerungen an deine Jugend, was zum Beispiel die Akzeptanz deiner Wurzeln oder die Herkunft deiner Eltern betrifft?
Schon vor meiner Geburt in Österreich haben meine Eltern sich sehr schnell integriert und hier ein ganz normales Leben geführt. Von dem her sind mir in der Hinsicht zum Glück keine negativen Erinnerungen aus meiner Jugend bekannt.

Aber sportlich gab es – beispielsweise durch Verletzungen – immer wieder Rückschläge. Wie geht man damit um?
Dies gehört für mich dazu, man hat darauf schließlich auch wenig Einfluss. Als ich 19 war, gab es Mediziner, die mir nach einer Knie-Operation sinngemäß gesagt haben, dass ich nie wieder Sport machen kann. Aber man verliert nicht, wenn man auf diese Art und Weise ‚zu Boden geschlagen wird‘, sondern erst, wenn man unten bleibt.

Möchtest du jungen SportlerInnen, die das lesen, noch etwas auf dem Weg mitgeben?
Jeder sollte sich mehr zutrauen als man selbst oder andere für möglich halten, auch nach schwierigen Phasen kommen wieder bessere Zeiten, wenn man den Weg konsequent weitergeht. Es lohnt sich, fokussiert zu bleiben, dann wird sich auch der Erfolg wieder einstellen.

Zur Person:
Ivona Dadic wurde am 29. Dezember 1993 in Wels geboren. Sie vertrat Österreich bei drei Olympischen Spielen und ist mehrfache Staatsmeisterin sowie Sportlerin des Jahres 2020.
Beim Siebenkampf gilt es 100m Hürden, Hochsprung, Kugelstoßen, 200m Sprint, Weitsprung, Speerwurf und 800m laufen zu bewältigen. Im Sommer 2022 stehen die Weltmeister- und Europameisterschaften am Programm.